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Medienmitteilung

Gehörlose am Frauen*streik

Tausende Frauen bereiten sich auf den Streik vom 14. Juni vor. Die Plakate sind gemalt, die Parolen eingeübt und die T-Shirts mit dem violetten Logo gebügelt. Auch gehörlose Frauen gehen auf die Strasse. Sie zeigen das Frauen*streik-Logo in der Farbe der Gehörlosen und verschaffen ihren Forderungen in verschiedenen Schweizer Städten Gehör.

Gehörlose Frauen in Zürich, St. Gallen und Lausanne haben sich zusammengeschlossen und folgen dem Aufruf zum Streik. In Kooperation mit dem Schweizerischen Gehörlosenbund und den regionalen Streikkomitees haben sie eine eigene Gebärde für den feministischen Streik entwickelt. Sie haben das Streiklogo Türkis eingefärbt, der Farbe der Gehörlosigkeit, und sie haben die Parolen in Gebärdensprache übersetzt. Damit wollen sie sich Gehör verschaffen bei den Demonstrationen am 14. Juni.

Gehörlose Frauen erleben die gleichen Diskriminierungen wie andere Frauen. Auch sie sind schlechter bezahlt und haben geringere Karrierechancen als Männer, sie übernehmen mehr Arbeiten im Haushalt und in der Kinderbetreuung und sie sind Ziel von Sexismus sowie physischer und sexueller Gewalt. Aufgrund des eingeschränkten Zugangs zu Informationen und Kommunikation erleben gehörlose Frauen jedoch täglich doppelte Diskriminierungen. Obwohl in der Schweiz die UNO-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Kraft ist, sind gehörlose Menschen im Alltag immer noch stark benachteiligt. Zum Beispiel verdienen Frauen weniger als Männer. Und weil für gehörlose Menschen der Zugang zu Ausbildung und Beruf erschwert ist, arbeiten gehörlose Frauen häufiger in Tieflohnbranchen als hörende Frauen. Gehörlose Frauen verlieren also doppelt. Oder wenn gehörlose Frauen Opfer von Gewalt werden, melden sie dies seltener als hörende Frauen, weil es keine Opferhilfe in ihrer Sprache, der Gebärdensprache, gibt.

Aus diesen und vielen weiteren Gründen engagieren sich die gehörlosen Frauen im Frauen*streik vom 14. Juni. Sie rufen alle gehörlosen Frauen dazu auf, sich am Arbeitsplatz, zuhause und in den Strassen Gehör zu verschaffen. Gehörlosigkeit soll für einmal nicht unsichtbar bleiben!

Publiziert am 4. Juni 2019