Sprache

Porträt

Vanessa Buser – erfüllt in einer gehörlosen Familie

Die Gebärdensprache verbindet Vanessas Familie seit drei Generationen. Eine Kindheit ohne Sprachbarrieren hat diese junge Frau stark gemacht.

Vanessa Buser (Foto: Lua Leirner)

«Ich bin eine Seltenheit.» Vanessa strahlt über das ganze Gesicht. Ihre Eltern sind gehörlos, die Grosseltern väterlicherseits ebenfalls. Mit klaren Gebärden beschreibt Vanessa, was das für sie bedeutet: «Stolz. Wissen. Selbstbewusstsein. Mut. Dank meiner gehörlosen Familie weiss ich, wer ich bin.»

Verstanden zu werden war für Vanessa immer selbstverständlich. Die oberflächlichen Familienkonversationen, von denen Schulfreunde berichten, kennt sie nicht. «Meine Familie ist mir nah», beschreibt Vanessa und ergänzt mit der Gebärde «tief». Vanessas Hände formulieren ihre Gedanken: «Liebe ist die Grundlage. Ohne Liebe kein Vertrauen, kein Verstehen, keine Entwicklung.»

Eine eigene Familie kann Vanessa sich in der Zukunft gut vorstellen. Und sollte ihr Kind gehörlos zur Welt kommen, hat die junge Frau schon eine ganze Liste mit Forderungen an das Schulsystem parat. Denn eines ist klar: «Das Kind muss verstehen! Eine ungenügende Bildung für Gehörlose akzeptiere ich nicht.» Die Stärke in Vanessas Blick wirkt ansteckend. 

Dank meiner gehörlosen Familie weiss ich, wer ich bin.

Vanessa Buser

Gehörlose in der Schule
Gehörlose Kinder werden in der Schweiz in Regelschulen integriert. Im Normalfall wird der Unterrichtsstoff in gesprochener Sprache vermittelt. Es gibt nur ganz vereinzelte Angebote, wo gehörlose Kinder auch in Gebärdensprache unterrichtet werden. Darum ist der Zugang zu Wissen und Bildung immer noch stark erschwert für gehörlose und hörbehinderte Kinder. 

Publiziert am 19. Februar 2021