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Gehörlose und Gesundheit: Zugang mit Hindernissen

Der Zugang zu Dienstleistungen im Gesundheitswesen ist für gehörlose und hörbehinderte Menschen in der Schweiz immer noch sehr problematisch. 

Das Unispital in Lausanne bietet seit 2011 auch Konsultationen in französischer Gebärdensprache.

Bereits im August 2014 hat der Schweizerische Gehörlosenbund in seiner Zeitschrift ein Dossier über den Zugang zur Gesundheitsversorgung für Gehörlose veröffentlicht. Abgesehen von einigen wenigen Initiativen in der Romandie hat sich seitdem kaum etwas bewegt, und gehörlose und hörbehinderte Menschen haben im Gesundheitswesen immer noch mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen.

Recht auf Gesundheit

Das Recht auf Gesundheit ist jedoch sowohl in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte als auch in der Schweizer Verfassung verankert. Die (von der Schweiz unterzeichnete) unterzeichnete UNO-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (BRK) legt sogar fest, dass Menschen mit Behinderungen nicht nur «das Recht auf das erreichbare Höchstmass an Gesundheit» haben müssen, sondern dass die Staaten ihnen auch Gesundheitsdienste zur Verfügung stellen müssen, die ihrer Behinderung Rechnung tragen.

Während in den USA, Grossbritannien und Frankreich die Zugangsproblematik zu Gesundheitsdiensten weitgehend untersucht und entsprechende Strukturen geschaffen wurden, hinkt die Schweiz hinterher. Die wenigen Schweizer Studien zu diesem Thema ziehen alle den gleichen Schluss: es fehlen angepasste Dienstleistungen.

Hoffnung am Unispital Waadt

Dank einer aktiven Lobby gibt es vereinzelte Bewegungen in der Romandie. So beauftragte die Generaldirektion für Gesundheit des Kantons Waadt in Lausanne ein neues Projekt, mit dem die Schulung des Pflegepersonals und der Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen für Menschen mit Hörbehinderungen verbessert werden soll.  

Zur Erinnerung: Das Unispital Waadt ist das einzige Spital in der Schweiz, das in seiner Polyklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe seit 2011 Sprechstunden in französischer Gebärdensprache (LSF) und ergänzter französischer Lautsprache (LPC) anbietet. Dieses Angebot wird durch die Anwesenheit von zwei in der Gebärdensprache ausgebildeten Pflegefachkräften ermöglicht.

Babel in Genf

Die Fakultät für Übersetzen und Dolmetschen der Universität Genf hat im Auftrag der Universitätskliniken des Kantons (HUG) die Datenbank Babel entwickelt. Die Datenbank umfasst 30’000 Fragen in verschiedenen Sprachen. Die Antworten auf diese Fragen helfen in einem Notfall bei der richtigen Behandlung von Patienten. Diese Fragen wurden auch in Gebärdensprache übersetzt.

Es ist zu hoffen, dass andere Spitäler dem Beispiel folgen und sich für eine bessere Aufnahme von gehörlosem Patienten einsetzen.

Publiziert am 23. März 2021