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Medienmitteilung

«Coronavirus» zur Gebärde des Jahres 2020 gewählt

Zum fünften Mal in Folge hat der Schweizerische Gehörlosenbund eine Gebärde des Jahres gewählt. Wenig überraschend hat sich die Gehörlosengemeinschaft am Ende dieses Jahres, das von einer weltweiten Pandemie beherrscht wurde, für die Gebärde «Coronavirus» entschieden. Diese Gebärde zeigt exemplarisch, wie Gebärdensprachen sich entwickeln und wie neue Gebärden entstehen.

Nach «Trump» 2016, «Roger Federer» 2017, «Alain Berset» 2018 und «Greta Thunberg» 2019, hat der Schweizerische Gehörlosenbund «Coronavirus» zur Gebärde des Jahres 2020 gekürt. Die Wahl war praktisch unbestritten, nachdem die Pandemie das Leben der Menschen in der Schweiz und auf der ganzen Welt in diesem Jahr so stark beeinflusst hat.

Als natürlich Sprachen spiegeln Gebärdensprachen immer auch aktuelle Ereignisse. In den Gehörlosengemeinschaften entstehen laufend neue Gebärden, damit gehörlose Menschen neu aufkommende Begriffe und Namen nicht ständig mit dem Fingeralphabet ausbuchstabieren müssen. Als Anfang des Jahres 2020 der Begriff «Coronavirus» in den Berichterstattungen immer prominenter wurde, begann unter Gehörlosen die Suche nach einer neuen Gebärde für diese Krankheit.

Dabei ist bemerkenswert, dass sich die gleiche Gebärde für «Coronavirus» in den verschiedensten Gebärdensprachen auf der ganzen Welt durchgesetzt hat. Trotz kleiner Variationen in der Ausführung, ist die Idee für die Gebärde überall gleich: Die Form des Virus wird angedeutet, indem eine Hand mit der Faust den runden Körper bildet, und die gespreizten Finger der anderen Hand symbolisieren die Stacheln. Das schnelle Aufspreizen der Finger zeigt die rasche Verbreitung des Virus (siehe Video).

Dr. Tatjana Binggeli, Präsidentin des Schweizerischen Gehörlosenbundes, erklärt: «Gebärdensprachen sind wie alle anderen Sprachen immer mit dem Zeitgeschehen verbunden und sie entwickeln sich ständig weiter.» Das zeigt sich auch im Lexikon des Schweizerischen Gehörlosenbundes, das jedes Jahr um neue Gebärden ergänzt wird.

Publiziert am 15. Dezember 2020